Schachmatt II
Ich habe mittags daraufgestarrt, immer und immer wieder, und gehofft, es wäre nur ein böser Traum.
Ich habe mich auf mein Bett geschmissen, geweint, und bin eingedämmert. Immer und immer wieder hörte ich in meinem Kopf Fetzen aus dem Brief. Immer und immer wieder.
Und nun weiß ich nicht weiter. Soll ich jetzt schon antworten? Oder erst morgen, wenn ich mir alles noch einmal durch den Kopf habe gehen lassen? Oder lieber anrufen? Oder ein Treffen - bei dem schon von vorneherein klar ist, dass es darum geht- vorschlagen? Oder nichts tun? Oder jemanden um Rat fragen? Aber wen?
Verdammt, sie hat mich eiskalt erwischt. Es ist, als wenn du eine Ohrfeige erwartet hast und dafür eine richtige Tracht Prügel beziehst.
Und es schmerzt gewaltig. Nicht so sehr der Inhalt des Briefes, sondern ganz besonders die Form. Ein paar Sätze hingeschludert, einfach so. Kein einziges liebes Wort, nur "böse" Beschuldigungen. Und immer nur "...du, du, du...". Es klingelt in meinen Ohren. Und ich beschließe, nicht auf diese Weise zu antworten. Was du nicht willst, das man dir tut, das tue keinem anderen an. Wo kämen wir denn da hin? Ich könnte einen bitterbösen Brief schreiben, mehrere Seiten lang. Ich könnte. Aber ich mache es nicht. So werden nämlich auch keine Probleme aus der Welt geschafft, ich erinnere mich nur an damals...